Brand- und Katastrophenschutz ist Pflichtaufgabe in den Kommunen. „Aber darf Pflicht nicht auch Herzenssache sein?“, fragt der Bürgermeister. Er pflegt den engen Kontakt zu den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren der Stadt. Das mag auf den ersten Blick nicht verwundern. Schließlich ist ein Bürgermeister auch der erste Ansprechpartner. Schilling weiß aber, dass Feuerwehr mehr als Pflichtaufgabe ist. Die Feuerwehr ist aktiver Teil der Gesellschaft. Sie bringt sich ins gesellschaftliche Leben ein, hilft bei Veranstaltungen und stellt selbst welche auf die Beine. Seit letztem Jahr darf sie sich auch „Fitteste Feuerwehr Mitteldeutschlands“ nennen. Gegen 19 Mittbewerber haben sich die Gräfenhainicher Floriansjünger im MDR Wettkampf durchgesetzt.
Ganz klar. Zuerst sind die Kameraden gefragt, wenn Gefahr für Leib und Leben droht. Als Hauptverwaltungsbeamter ist Enrico Schilling qua Amt Chef der Feuerwehr. Er muss sich um sie kümmern. Und er hat es im Zusammenspiel mit den zuständigen Stellen im Land, beim Landkreis, in der Stadtverwaltung, in der Stadtwehrleitung und den Ortswehren getan. Er konnte auch auf die Unterstützung des Stadtrates bauen, der die Weichen für diverse Neuanschaffungen stellte. „Wir müssen weiter dafür sorgen, dass unsere Wehren die nötige Ausstattung haben.“ Die für die Stadt Gräfenhainichen erstellte und regelmäßig fortzuschreibende Risikoanalyse sowie der daraus abgeleitete Brandschutzbedarfsplan sind Handlungsrichtlinie. „Auch in finanziell nicht einfachen Zeiten muss der Bedarfsplan Stück für Stück abgearbeitet werden.“ Schilling weiß, dass bei manchen Vorhaben auch zweimal Anlauf genommen werden muss.
Es wurde aber schon viel geschafft. Den Erfolg nimmt er nicht für sich allein in Anspruch. „Wir haben zusammengesessen, beratschlagt, an Ideen gefeilt. Da sind auch mal die Wellen der Emotionen hochgeschlagen.“ Zusammen mit den Kameraden wurde die Richtung erarbeitet. Gemeinsam mit den Stadträten wurden in den Haushalten die notwendigen finanziellen Voraussetzungen geschaffen. Allein in den letzten sieben Jahren wurden in den Feuerwehren der Stadt drei Tanklöschfahrzeuge ausgetauscht. Die alten waren zum Teil seit der Wende im Einsatz. Fünf neue Mannschaftstransportwagen konnten in Dienst gestellt werden. Um die Nutzung der Seen um Gräfenhainichen zu ermöglichen, musste auch ein Rettungsboot beschafft werden. Nicht immer konnten aber alle Wünsche erfüllt werden. In solchen Momenten zeigts ich eine große Stärke beim Bürgermeister. Er weiß: „Wir müssen mit den Leuten in den Wehren reden und sie mitnehmen bei den Entscheidungen. Sie müssen auch Hintergründe und die bestehenden Möglichkeiten kennen“.
Die Pflicht ist eine Seite, eine wichtige. Enrico Schilling geht es aber auch um mehr: Um die Menschen vor allen Dingen, die in ihrer Freizeit für andere da sind, die sich einbringen für die Sicherheit in der Stadt. „Es ist so wichtig, den Feuerwehrfrauen und -männern und auch dem Nachwuchs zu zeigen, dass man sie wertschätzt, auf sie baut“, erklärt Schilling. Er ist deshalb oft bei den Wehren zu Gast – bei Jahreshauptveranstaltungen, weil der Besuch des „Chefs“ dort zum guten Ton gehört. Aber er schaut auch so gern vorbei, wenn die Kameraden Dienst tun, Veranstaltungen absichern. Die beste Ausstattung nützt freilich wenig, wenn den Wehren die Kameraden ausgehen. Deshalb wird er nicht müde, auch die Kinder- und Jugendfeuerwehren zu unterstützen. Die Gräfenhainicher Berufsfeuerwehrtage gehören schon längst zum festen Bestandteil im Kalender der Jugendfeuerwehren. Aber auch Veranstaltungen mit Schulen und Kitas stehen regelmäßig auf dem Programm. „Die Jugendwarte, Wehrleiter und Gruppenleiter zu unterstützen, ist eine der wichtigen Möglichkeiten der Nachwuchsgewinnung. Aber auch präsent zu sein, ist wichtig“, betont Enrico Schilling, der natürlich dabei war, als im ersten Corona-Jahr die Idee entstand, mit der Feuerwehr Ostergrüße in alle Ortsteile zu bringen. Gesagt getan. Mit Hubsteiger und Trompeter machte man sich auf. Aus luftiger Höhe ertönten das „Steigerlied“ und die „Ode an die Freude“.