Förderung in Gräfenhainichen Finanzspritze willkommen

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  • Beitrag veröffentlicht:21. Dezember 2018
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Gräfenhainichen – Ihre beste Zeit hat die „Alte Quelle“ in Gräfenhainichen hinter sich. Bewirtet wird hier schon jahrzehntelang niemand mehr. Auch die Polizei samt damaligem Pass- und Meldewesen ist längst ausgezogen. Die Immobilie auf dem städtischen Filetgrundstück am Zugang zur Innenstadt fristet ein Dasein im Schatten. Sie könnte allerdings aufblühen.

Vorausgesetzt, die städtische Wohnungsgesellschaft kann die Finanzierung stemmen. Ohne Förderung scheint das kaum möglich. Geschäftsführer Frieder Bahn setzt deshalb auf diverse Bundesprogramme: auf so genannte Nationale Projekte des Städtebaus, das Programm „Soziale Stadt“ oder auf „Zukunft Stadtgrün“. Alle Programme sind millionenschwer und würden allen Akteure in Gräfenhainichen auf die Sprünge helfen.

„Wir warten auf den Geldkoffer“, wird Sepp Müller deutlich. Der CDU-Bundestagsabgeordnete bricht eine Lanze für den ländlichen Raum, pocht auch auf finanzielle und ideelle Unterstützung durch den Bund und hat einen starken Fürsprecher zur Seite.

Marco Wanderwitz (CDU) ist Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat. Am Donnerstag machte er sich mit den Gegebenheiten in Gräfenhainichen vertraut. „Wir müssen weg von der Zentralisierung“, meint auch er. Die Idee: Große Behörden und Einrichtungen gehen in die Fläche. „Ich habe es gerade in Franken gesehen. Ein Schloss saniert, eine Einrichtung der Uni Erlangen eingezogen. Professoren, Mitarbeiter vor Ort. Wohnraum wird gefragt. Der Ort lebt auf“, so der Staatssekretär.

Wanderwitz kann sich eine solche Entwicklung auch im deutschen Osten gut vorstellen. Er hält sie auch für nötig. „Wenn wir heute die Verteilung großer Behörden anschauen, reicht fast schon die Karte der alten Bundesrepublik.“

Die Botschaft ist klar. Der ländliche Raum muss in den Fokus gerückt werden. Zumal Großstädte an ihre Grenzen gelangen. Wohnraum ist knapp. Baugrundstücke kaum finanzierbar. „Wir haben Chancen. Aber wir müssen auch lebenswerte Strukturen anbieten“, betont Gräfenhainichens Bürgermeister Enrico Schilling (CDU). In der Heidestadt rückt beim Gedankenspiel zunehmend das Plattenbauquartier in der Gartenstraße in den Mittelpunkt.

„Wir werden auf der Freifläche vor der Musikschule komplett neu bauen“, bestätigt Reinhard Kabisch, Vorstand der Wohnungsgenossenschaft. Es ist ein erster Schritt. Weitere könnten folgen. Frieder Bahn kündigt zum Beispiel den zeitnahen Rückbau des so genannten Blocks an. Eine weitere Freifläche entsteht.

„Eigentlich absurd, wenn wir die innerstädtischen Freiflächen danach brachliegen lassen und am Stadtrand Boden mit Neubauten versiegeln“, meint Sepp Müller. Neubau in Gräfenhainichens Zentrum: Das ist für ihn ein Modell mit Zukunft. „Wir haben hier Kita, Grundschule, Schwimmhalle, Sportanlagen. Das passt doch.“

Bleibt nur das Problem der Finanzen. Zwar beweist gerade erst die Wohnungsgesellschaft mit dem komplett ohne Förderung gestemmten Neubau in der Breitscheidstraße Wirtschaftskraft. Auf Dauer braucht es aber Hilfe. Staatssekretär Wanderwitz bestätigt prall gefüllte Fördertöpfe. Allein für den Stadtumbau stünden 200 Millionen Euro bereit. Im Bereich „Zukunft Stadtgrün“ sollen es weitere 190 Millionen sein. Wieviel davon tatsächlich in der Heide ankommen wird, kann er nicht sagen. In Gräfenhainichen sitzen sie in den Startlöchern. Wohnungsgesellschaftschef Frieder Bahn hat eine historische Aufnahme der „Alten Quelle“ dabei. Das neue Quartier soll auch ein Schmuckstück werden. „Ein attraktiver Eingang zur Stadt mit Durchgang zu den Einkaufsflächen und einem Café oder Restaurant.“ (mz)

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung