Fünfte Jahreszeit in Gräfenhainichen Der Kurs steht: Dauerparty

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  • Beitrag veröffentlicht:12. November 2018
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Gräfenhainichen – Auch in Gräfenhainichen haben die Narren die Macht übernommen. Das ist seit Sonntagvormittag amtlich. Die Jecken des Gräfenhainicher Carneval Clubs (GCC) sind oben auf. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Kein anderer Freund des Frohsinns klettert so hoch wie die Heidestädter. Kaum einer steht dafür zudem so zeitig auf. „Hänichen Ojeh.“ In der Heide ist vieles anders.

Schon um 8.30 Uhr waren Elferrat und Prinzenpaar Gast im Wasserturm. Wer regieren will, muss Opfer bringen. Marcus I. und Babett I. haben es gern getan. Sie zeigten sich in luftiger Höhe und holten dort die Deutschlandfahne vom Mast. Fortan wehen Hänichens Farben. Gelb und blau. Jeder soll wissen, was die Stunde geschlagen hat.

„Aber so einfach war das diesmal gar nicht. Wind und Wetter haben Mast und Ösen zugesetzt.“ Wasserturm-Chef Mathias Kolander ist sicher: Alles braucht bald eine Frischzellenkur. „Hier oben in 30 Meter Höhe weht schon ein anderer Wind.“ Das Klima ist rauer als anderswo, die Botschaft deutlich. Ob Gräfenhainichens Narrenschar deshalb auf gepackten Koffern sitzt und so schnell wie möglich mit Volldampf Richtung Mallorca aufbrechen möchte, bleibt offen.

Fest steht, dass auch in der 45. Session des GCC die Luft brennen wird. Party pur haben sich die Jecken auf die Fahnen geschrieben. „Carneval für alle, wir treffen uns auf Malle“, ist das Motto des Jahres. Kein Wunder, dass Prinz Marcus I. ein Zepter in der Hand hält, dass bei genauem Hinsehen mit Trinkröhrchen und kleinen Sonnenschirmen geschmückt ist. Da muss jemand mit reichlich Kreativität am Werk gewesen sein. Der Vater des Prinzen? Auch das bleibt ein Geheimnis.

Dass Marcus I. die Faschingsgene in sich trägt, liegt auf der Hand. Sein Vater Mario war über Jahre der Haus- und Hofmaler des GCC. Die Mutter war bei den Ratselfen aktiv. „Und ich war schon bei den Minifunken vorbei.“ Karneval ist Herzenssache. Wohl auch deshalb hat der neue Prinz seiner Herzensdame einen besonderen Wunsch angetragen. Prinz und Prinzessin beim GCC: „Wenn mir das jemand vor ein paar Jahren gesagt hätte, den hätte ich für verrückt erklärt.“

Aber im Karneval ist es wie im wahren Leben. Sag niemals nie. Und so wurde aus einer jungen Thüringerin eine zu Scherzen aufgelegte Prinzessin. Ferropolis? Kennt sie. „Da trifft die Klum ihren Lover und Silbereisens Schnalle singt dort auch.“ Es darf ruhig etwas derber sein am schönsten Ort weit und breit.

Bürgermeister Enrico Schilling (CDU) liebt das Bad in der Menge. Er liebt aber auch die Heide. Gerade erst hat er sich auf Einladung der MZ ein Bürgermeisterduell mit seinen Amtskollegen in Kemberg und Bad Schmiedeberg geliefert. Klar, dass er Gräfenhainichen ganz vorn sieht. „Spieglein, Spieglein an der Wand, wo ist es am schönsten im ganzen Land?“ In Hänichen und nicht in Malle am Strand. Warum aber dann das Fernweh?

Warum zieht es Prinzenpaar und Narrenschar schon kurz nach der Schlüsselübergabe in die Ferne? „Weil Party ist.“ Zeremonienmeister Steffen Scherbaum kennt die Richtung. Immer geradeaus. Und auf keinen Fall nachlassen, wenn es um gute Laune geht. Die Narren singen und der Bürgermeister tut es auch. Schilling und die Musik gehören zusammen. Als Elvis rockte der Rathauschef im letzten Jahr die Freilichtbühne. Und jetzt? Wieder Elvis? „Auf keinen Fall. Mallorca hat keinen Elvis aber einen König.“ Dass Schilling Königsumhang trägt, sieht jeder. In der Rolle fühlt er sich wohl. Ein zweites Standbein für die Zeit, wo die Narren regieren? Wieder so eine Frage, auf die es so schnell keine Antwort gibt.

Viel lieber trällert Schilling seine Liedchen. Er ist bekennender „Spätsünder“ und die Stimme der Combo aus der Heide. Er singt und heizt die Stimmung ein. Andreas Gabalier und das „Hulapalu“ – trotz kratzigem Hals. Fan-Utensilien gibt es obendrein. Mitsingen und ordentlich Arme in die Höhe. So soll es sein. „Zugabe. Zugabe.“ Im Amt gibt es solche Wünsche selten bis nie.

Im Karneval ist vieles anders. Da ist er bestens vorbereitet. Es geht zwar nicht nach Malle. „Aloha Heja He“. Achim Reichel lässt grüßen. Die Narren sind bereit für den Abstecher nach Sansibar. Nächsten Samstag sind sie aber zurück in der Heide. Dann steigt im Sportforum die Novembergala. (mz)

 

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung