Handball in Gräfenhainichen Dreikampf mit Mädels-Bier für BSG Aktivist

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  • Beitrag veröffentlicht:29. Mai 2019
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Gräfenhainichen – Bürgermeister haben es mitunter auch nicht leicht: Da hat Gräfenhainichens Stadtoberhaupt eigentlich alles für den ungewöhnlichen Empfang auf dem Markt vorbereitet, da passiert das Malheur. Enrico Schilling (CDU) hört im Radio einen Beitrag über den Doubleerfolg der Handballerinen der BSG Aktivist Gräfenhainichen.

Für den Rathauschef – selbst ein Fan – ist das alles nichts Neues. Doch dann passiert es: „Singen, Tanzen, Mädchenbier“, verrät eine Frau das Partygeheimnis nach dem Triumph. Zwei MDR-Journalisten sprechen von „einem Dreikampf“ und rätseln launig über das geheimnisvolle Getränk.

Das Duo lässt aber die Hörer im Unklaren, gibt keine Antworten auf die selbst gestellte Bier-Frage. Schillings Recherchen sind da präziser oder er hat einfach die Stimme aus dem Radio erkannt und nachgefragt. Sie soll, so sagen es Insider, Lilly Langwagen gehören. Fakt ist, Schilling reichte neben Sekt beim Empfang der Siegerinnen auch das richtige Getränk.

Dazu spielte DJ Dietmar Bebber, den der Bürgermeister als „die Stimme der Turnhalle Lindenallee“ würdigt, die Audio-Datei mit dem Mädchenbier ein. Dabei handelt es nach Rathaus-Recherchen um „Lübzer Grapefruit“. Männer würden dazu einfach Radler sagen.

Aber im Vordergrund stehen die sportlichen Leistungen. Für Schilling hat seine Heide-Sieben Historisches erreicht: Den ersten Doublesieg im Frauen-Handball in Sachsen-Anhalt. Bebber stellt jede einzelne Sportlerin vor und hat dafür interessante Details parat. So haben zwölf Frauen aus dem Erfolgskader das Handball-Abc in Gräfenhainichen erlernt. Julia Otto, Christin Karl und Izabela Rzeszotek konnten in diesem Jahr die 100-Treffer-Marke knacken.

Die effektivste Spielerin ist aber Veronic Grätz. „Sie ist mit einem Spiel Double-Siegerin geworden“, so Bebber. Die Neue, die aus der Bundesliga von den Berliner Füchsen kommt, hat beim Endspiel in Magdeburg ihren ersten Einsatz. Dafür spielt Carolin Müller aus der Heidestadt in Dortmund in der Bundesliga. Und Bebber hat für Klara Henkel einen neuen Spitznamen parat: Miss Pokal. Ausgerechnet die Jüngste hat im Finale in Magdeburg mit dem letzten Wurf der Saison den Cupsieg perfekt gemacht. „Ich habe nicht gewusst, ob ich treffe. Ich habe es nur gehofft“, verrät sie.

Die Spielerinnen erhalten vor dem Rathaus ein kleines Ehrengeschenk. Die Präsente übergibt Ortsbürgermeisterin Christel Lück (Linke). „Solche Erfolge konnten wir nicht feiern. Aber es war schön“, erinnert sie sich gern an ihre aktive Zeit als Handballerin. Die aktuelle Sieben erhält beim Empfang auf dem Markt viel Beifall von den Mitgliedern des Fanclubs und interessierten Einwohnern.

Darunter ist auch Kreistagspräsident Lothar Hensel (CDU), dem die Frauen tief in die Brieftasche gegriffen haben. Der Politiker hatte im letzten Punktspiel der Saison für jeden Treffer eine Geldprämie ausgelobt. Prompt erzielt die BSG Aktivist 40 Tore.

Schilling öffnet zwar nicht die Stadtkasse, die soll sowieso leer sein, sondern bittet ins Historisches Ratszimmer. Hier tragen sich die Frauen unter den Double-Sieger-Rufen der Fans ins Ehrenbuch der Stadt ein. Das passierte schon einmal 2011. Damals – in der Paul-Gerhardt-Kapelle – durften nur geladene Gäste die Ehrung miterleben. „Das war eine andere Zeit“, erzählt Hans-Joachim Kramer.

Die öffentliche Würdigung ist für den BSG-Chef und seinen Trainer Jens Bertuleit aber etwas ganz Besonderes. „Es zeigt der Jugend, dass sich sportliche Erfolge lohnen und geschätzt werden“, sagt Kramer, der von einem Ansporn spricht. „Unser Ziel ist Klassenerhalt“, blickt der Trainer als Aufsteiger auf die Mitteldeutsche Oberliga voraus.

Möglicherweise sollten sogar die Spitzenteams im Osten mit einem Angriff aus der Heide rechnen. „Wir wollen eine gute Rolle spielen“, sagt Kramer. Was heißt das? Mittelfeld? „Mindestens“, so Kramer. Erster Gegner ist Anfang September in einem Heimspiel Altenburg.

Übrigens hat Aktivist den Bayern via Radio vor deren Finale Tipps zum Double-Sieg geliefert. Das hat ja offensichtlich gegen RB Leipzig geholfen. Doch die Kicker haben danach nicht Gerstensaft mit Grapefruit geordert. (mz)

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung