Skulpturenpfad in Gräfenhainichen Schrott bekommt Rahmen

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  • Beitrag veröffentlicht:17. August 2018
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Gräfenhainichen – Kurz stockt der Gräfenhainichener Bürgermeister Enrico Schilling (CDU). Die Sache mit dem goldenen Bilderrahmen in Dubai habe er nicht auf dem Schirm, erklärt der Rathauschef und schaltet auf Offensive um. „Mit Dubai müssen wir uns nicht vergleichen. Wir wohnen da, wo andere Urlaub machen. Und wir haben einen Bilderrahmen mit Ferropolis und dem See als Hintergrund.“

Gräfenhainichen ist um eine Attraktion reicher. Der Bilderrahmen am Ufer des Gremminer See ist nicht golden. Er ist auch nicht so monströs wie der im Wüstenstaat und schon wegen seiner Ausmaße gar nicht in der Lage, die ganze Stadt zu umfassen. Aber er ist handgemacht. Ein echtes Gräfenhainichener Produkt eben.

Der Bilderrahmen unmittelbar unterhalb des Stadtbalkons ist das 38. Kunstwerk aus Schrott, das Schüler der Ferropolisschule angefertigt und ihrer Stadt zur Verfügung gestellt haben.

Der Kunstpfad am See wächst weiter. Die Strecke zwischen Stadt und roter Aussichtsplattform ist absolviert. Selbst in Ferropolis steht Kunst. Jetzt geht es in Richtung gelbe Aussichtsplattform weiter. „Das ist ein Generationsobjekt“, meint Schilling und ist in seiner Euphorie nicht zu bremsen. „Wenn wir die gelbe Plattform erreicht haben, können wir noch die andere Seeseite in Angriff nehmen.“

Eine kühne Vision. Aber genauso kühn war die Idee, mit der die damalige Kunstlehrerin Susanne Spies Schüler begeisterte. Aus Schrott, der beim Windanlagenhersteller Ambau zuhauf anfällt, wird Kunst. Schüler schleifen, schneiden, schweißen. Azubis assistieren. Am Procedere hat sich nichts geändert, auch wenn Ideengeberin Spieß längst von Bord gegangen ist.

Die Steuerung für das Projekt haben heute Katlen Dyballa und Gabriele Romahn übernommen. „Die Schüler sind immer noch begeistert und sie überraschen mit immer neuen Ideen“, sagt Schulleiterin Sybille Wycisk.

Auch Klara Rusetzki hält viel vom Skulpturenpfad. Im Frühjahr hat die damalige Zehntklässlerin und heutige Schülerin des Fachgymnasiums Schulbank mit Werkstatt getauscht. „Ich wollte da immer dabei sein“, blickt die junge Frau zurück. Im Team mit Lena Seyler und Ambau-Azubi Tobias Krause entstand Gröbi, der Waldelefant. Das Tier wiegt schwer und wirkt dennoch nicht bedrohlich. „Fehlt nur noch, dass er trötet.“ Bürgermeister Enrico Schilling macht keinen Hehl aus seiner Freude. Kunst kommt an.

Sie kann aber auch Geschichte erzählen. Die Retro-Presse Johannes Gutenberg beweist das. Das ist das Stück, an dem der Fleischerlehrling Julian Köpke mitgewerkelt hat. Buchdruck passt nach Gräfenhainichen. Schließlich war die schwarze Kunst hier lange Zuhause. Aber warum Gutenberg? „Der hat 550. Todestag.“ Das Wissen gab es per Zuruf. Kein Problem.

An das der Braunkohle geopferte Dorf Gremmin erinnern schließlich Paul Guretzki, Paul Uhlig und Azubi Jan Kampmann. Fische, die Silhouette des Dorfes und Wellen sind zu erkennen. (mz)

 

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung