Straße der deutschen Sprache Die besondere Route durch Gräfenhainichen

  • Beitrags-Autor:
  • Beitrag veröffentlicht:27. Oktober 2019
  • Beitrags-Kategorie:Presse

Gräfenhainichen – Wilma Deißner ist neue Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft „Straße der deutschen Sprache“ (SddS) für den Bereich Sachsen-Anhalt. Am Donnerstag wurde die Gräfenhainichenerin auf der Herbstsitzung der AG, die unter dem Dach der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft (NFG) Köthen arbeitet, in der Paul-Gerhardt-Stadt in das Amt gewählt. Der Kirchenliederdichter ist auch der Grund dafür, dass Gräfenhainichen Mitglied in der Gemeinschaft ist.

Bis nach Nordbayern

Insgesamt beteiligen sich nach Auskunft von Thomas Paulwitz, dem Sprecher der Gesamt-AG, inzwischen 27 Orte an dem Netzwerk. Zum Vergleich: Als die AG 2017 ihre Frühjahrstagung in Wittenberg ausrichtete, die Stadt ist wegen Martin Luther und Philipp Melanchthon ebenfalls dabei, war von 16 Orten die Rede. Neuzugänge sind auch ein Grund für die Neuauflage eines Flyers, der unter dem Motto „Sprache verbindet“ über die Route informiert.

Konzentrierte sich der Weg am Anfang auf die drei mitteldeutschen Länder Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen, so führt er inzwischen auch nach Nordbayern und dort in die Städte Erlangen und Nürnberg. In Nürnberg gibt es die älteste Sprach- und Literaturgesellschaft Deutschlands. In Erlangen haben Persönlichkeiten wie der Philosoph Friedrich Wilhelm Joseph Schilling Spuren hinterlassen.

Bekannt ist die Stadt auch für ihr 1980 gegründetes Poetenfest, das immer am letzten Augustwochenende stattfindet und nach eigenen Angaben zu den größten und renommiertesten Literaturfestivals im deutschsprachigen Raum zählt.

Wesentliches Ziel der Arbeitsgemeinschaft „Straße der deutschen Sprache“ ist die Verknüpfung von Sprachpflege und Tourismus. Insoweit dürfte es hilfreich sein, dass die Themenstraße in den Katalog „Grand Tour“ aufgenommen wurde. Der Reiseführer beinhaltet die schönsten Routen des europäischen Ferienstraßennetzes. Wie die Vorsitzende der NFG Ute Seewald-Heeg im Anschluss an die Herbstsitzung erklärte, habe man entschieden, um finanzielle Mittel zu werben, um auch weiterhin „auf dieser Plattform sichtbar zu bleiben“. Einen eigenen Internet-Auftritt hat die SddS zudem.

Zu den Ansprüchen der AG, sagte Seewald-Heeg auf Nachfrage der MZ, gehöre auch, Sprachpflege und Sprachförderung heute zu betreiben. In Köthen loben sie den Angaben zufolge Schreibwettbewerbe aus. Und im dortigen Schloss hat die Neue Fruchtbringende Gesellschaft die „Erlebniswelt deutsche Sprache“ eingerichtet – eine Ausstellung, die ausgewählte Phasen der Geschichte der deutschen Sprache präsentiert und diese zum Teil interaktiv erlebbar mache. In Vorbereitung sei ansonsten die Beteiligung an der Festveranstaltung zum Internationalen Tag der Muttersprache am 20. Februar 2020 in der Berliner Landesvertretung von Sachsen-Anhalt.

Alte Begriffe neu entdeckt

Was nun die Sprachpflege in Gräfenhainichen betrifft, so erinnerte nach der Herbstsitzung der SddS Wilma Deißner an das jährlich stattfindende Paul-Gerhardt-Liedersingen. Das sei „deutsche Sprache pur“. Auch eine alte Sprache mit Begriffen, die heute kaum noch ein Kind lernt. Es sei denn, es singt Paul-Gerhardt-Lieder wie „Geh aus, mein Herz, und suche Freud’“, darin ist etwa von Narzissus und Tulipan die Rede.

Zu ihrer neuen Funktion als Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft „Straße der deutschen Sprache“ in Sachsen-Anhalt sagte Deißner, dass die Arbeit so neu nicht sei, man stehe ja auch sonst in Kontakt. „Es geht nur im Miteinander“, betonte Deißner, die auch Vorsitzende des Paul-Gerhardt-Freundeskreises in Gräfenhainichen ist.

Schwer zuzuordnen

Die „Straße der deutschen Sprache“ (SddS) ist eine touristische Route entlang sprachgeschichtlich bedeutsamer Orte. Sie führt durch Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen und Nordbayern. Schilder weisen auf die teilnehmenden Orte hin, so auch auf Gräfenhainichen. Auf MZ-Nachfrage, ob es durch die SddS einen Anstieg der Besucherzahlen gebe, sagte Bürgermeister Enrico Schilling, dies sei so kaum messbar, da die Touristen schwer zuzuordnen seien (Stichwort: Europaradweg R 1). Infos im Netz: www.strasse-der-deutschen-sprache.de

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung